Früher wollte ich meiner Mutter und Oma nie glauben, dass sie wegen mir genau so aufgeregt waren oder Angst um mich hatten, wie ich es als Kind empfand, wenn in meinem Leben eine Veränderung an stand. Ich musste doch schliesslich zum ersten Mal in die Schule gehen, oder ein Examen bestehen, oder die Führerscheinprüfung und nicht sie. Nun weiss ich, sie haben die Wahrheit gesagt. Es kommt mir bald so vor, als ob ich noch mehr leide als mein Sohn, der heute auf eine neue Schule gekommen ist, zusammen mit seinem jüngeren Cousin. Vor lauter Elend bin ich heute zu nix zu gebrauchen. Darum schreibe ich mir die Sorgen halt einfach von der Seele und gucke ständig auf die Uhr.
Der Morgen zieht sich endlos hin und ich hoffe und bete leise, dass alles gut geht. Die ersten Eindrücke können Kinder sehr negativ beeinflussen, besonders wenn sie sensibel und noch unsicher sind. Ich denke dann immer an meine erste Klasse zurück, in der mich unsere Klassenlehrerin Frau Fredie alleine schon mit ihrem grossen Dutt und der strengen Mine vom ersten Tag an eingeschüchtert hat. Ein hilfloses und elendiges Gefühl, dass frau auch noch nach 36 Jahren spürt.
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich bin alleinerziehende Mutter, und zwar eine verheiratete alleinerziehende Mutter. Und das schon seit fast 17 Jahren. Meine , oder eigentlich "unsere", älteste Tochter macht nächsten Sommer ihren Schulabschluss. Allerdings ist es bis dahin ein ganz schönes Stück Arbeit. Und das ganze gleich mal drei, oder besser vier, wenn frau den Ehemann noch dazu zählt. Und nun ist es an der Zeit, Luft abzulassen.
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